An Mauern hochlaufen, über Bänke oder Treppengeländer springen – Parkour ist in Deutschland auf dem Vormarsch. Auch in Franken gibt es viele Jugendliche, die Spaß an der Trendsportart gefunden haben. Mit dem folgenden Film wollen wir Euch einen kleinen Einblick in die fränkische Parkourszene verschaffen.
Die 10 wichtigsten Fragen rund um das Thema Parkour haben wir hier für Euch beantwortet.
1) Was ist Parkour eigentlich?
Parkour ist eine Fortbewegungsart, mit der man möglichst effizient von Punkt A zu Punkt B gelangen möchte. Damit das gelingt, kommt es vor allem darauf an, seinen Körper und die eigenen Fähigkeiten richtig einzuschätzen. Die Überwindung von Hindernissen ist ein wesentliches Element des Parkours, deshalb müssen sich die Traceure (französisch für Parkourläufer) auch mental auf den Sport einlassen.
2) Wie ist Parkour entstanden?
Die Sportart Parkour kommt aus Frankreich. Dort entwickelte Georges Hébert Anfang des 20. Jahrhunderts eine Methode, um Körper und Geist im Einklang mit der Natur zu trainieren. Die sogenannte „Méthode Naturelle“ ist ein Vorläufer des heutigen Parkours, der eher in urbaner Umgebung betrieben wird. Im Vietnam-Krieg erlernte Raymond Belle die „Méthode Naturelle“, um vor Gegnern flüchten zu können. Er trainierte in den Wäldern Nordfrankreichs auch mit seinem Sohn David. Dieser zog in den 80er Jahren in einen Pariser Vorort und entwickelte den Parkour aus der „Méthode Naturelle“ durch Einbeziehung von Treppen, Bänken und Tischtennisplatten zu dem, was er heute ist.
3) Braucht man eine spezielle Ausrüstung?
Der Vorteil an Parkour ist, dass man im Gegensatz zu anderen Sportarten, keine großartige Ausrüstung benötigt. Jedenfalls sind Gelenkschoner, Helme oder ähnliches zum Betreiben des Sports nicht nötig. Das Einzige, was man braucht, sind weite, gemütliche Klamotten. Generell kleiden sich Traceure häufig im „Zwiebellook“ (mehrere Schichten übereinander), um sich verschiedenen Witterungsbedingungen anpassen zu können. Wichtig für das urbane Training sind außerdem Turnschuhe, die fest am Fuß sitzen, damit man einen sicheren Stand hat.
4) Wie hoch ist die Verletzungsgefahr?
„Parkour ist nur so gefährlich, wie man es sich selbst macht.“ Diese Meinung vertreten nahezu alle Traceure. Demnach soll es auch nicht gefährlicher sein als Massensportarten wie Fußball oder Handball. Dennoch können Anfänger sich leicht verletzten, wenn sie sich selbst überschätzen. Deswegen ist es wichtig, nur Sprünge zu wagen, bei denen man sich sicher ist, sie zu schaffen und so den Schwierigkeitsgrad langsam zu steigern. Kritiker sehen die höchste Gefahr in der enormen Beanspruchung der Gelenke bei tiefen Sprüngen. Da die Sportart Parkour aber noch sehr jung ist, gibt es bisher keine sportwissenschaftlichen Untersuchungen darüber.
5) In welchem Alter sollte man mit Parkour beginnen?
Grundsätzlich gibt es keine Altersgrenze, um mit Parkour zu beginnen. Es kommt mehr auf die geistige Reife an, da man sich und seinen Körper gut kennen muss. Ein Einstieg in das Parkourtraining ist ab circa acht Jahren möglich, vorher sind die körperlichen Voraussetzungen nicht wirklich gegeben. Nach oben sind keine Grenzen gesetzt. Es ist durchaus möglich, auch noch mit über 50 mit Parkour zu beginnen, wenn man fit ist und Spaß an Bewegung hat. Dennoch ist der Trend eher eine Bewegung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
6) Gibt es Wettbewerbe?
Parkour ist nicht wettbewerbsfähig. Es gibt weder Meisterschaften, noch kleinere Wettkämpfe. Somit wird gewährleistet, dass jeder nur die Sprünge ausprobiert, die er sich auch zutraut. Obwohl Parkour ein Einzelsport ist, trainieren die Traceure am liebsten gemeinsam. Und zwar in der Gruppe und nicht gegeneinander.
7) Wie groß ist die Parkourszene in Nürnberg?
Die Szene ist relativ klein. In größeren Städten wie Berlin, Köln oder Stuttgart gibt es eine wesentlich stärkere Parkourszene. In Nürnberg zählt die Facebookgruppe „Parkour Nürnberg“ momentan 325 Mitglieder (Stand: Juli 2014). Das Ganze wird nicht in Vereinen organisiert, deswegen ist es schwer zu sagen, wie viele Menschen wirklich Parkour betreiben.
8) Wie hoch ist der Frauen- bzw. Männeranteil?
Der Sport ist eindeutig männerdominiert. Es gibt keine offiziellen Zahlen, Insider schätzen den Männeranteil auf rund 90 Prozent. Das wird vor allem auf den Kraftnachteil geschoben, den Frauen gegenüber Männern haben. Grundsätzlich können aber beide Geschlechter gleichermaßen Parkour betreiben. Frauen sind oftmals sogar graziler und geschickter beim Überwinden von Hindernissen.
9) Gibt es Probleme mit dem Gesetz?
Grundsätzlich lässt sich sagen: Parkour ist nicht illegal. Solange man auf öffentlichen Plätzen trainiert, über Treppen oder Mauern springt, geht alles mit rechten Dingen zu. Es wird erst dann illegal, wenn man dadurch gegen Gesetze verstößt. Zum Beispiel, wenn man Hausfriedensbruch begeht, weil man über eine private Terrasse springt oder gegen die Straßenverkehrsordnung verstößt, wenn man über rote Ampeln rennt.
10) An wen kann man sich bei Interesse wenden?
Bei Interesse kann man der öffentlichen Gruppe „Parkour Nürnberg“ in Facebook beitreten. Dort verabreden sich die Traceure, meist am Wochenende, an beliebten Spots in Nürnberg, um zusammen zu trainieren. Wenn man sich zuerst in der Halle versuchen möchte, kann man montags ab 17:30 Uhr in der Sporthalle in Roth vorbeischauen.
Parkour sieht so einfach aus: Eine Mischung aus Kunstturnen und Kraftübungen. Doch was passiert, wenn eine blutige Anfängerin das einmal selbst ausprobiert? Jennifer Adam hat für Euch den Selbstversuch gewagt!
In unserer Audioslideshow zeigen wir Euch die wichtigsten Bewegungen im Parkour: Vom „Lazy“ bis zur „Katze“ ist alles dabei!
Wenn ihr Euch auch selbst einmal an Parkour versuchen wollt, haben wir im Folgenden eine kleine Bildergalerie mit den wesentlichen Übungen für Anfänger zusammengestellt.
Für alle Interessierten, die Parkour auch gleich im urbanen Umfeld betreiben wollen, haben wir Euch die sechs wichtigsten Spots der Traceure in Nürnberg grafisch aufbereitet.
Jennifer Adam, Katharina Guthmann, Lilian Eichner
Ein Projekt der Hochschule Ansbach, Studiengang Ressortjournalismus (Crossmedia), und Nordbayern.de, das Online-Portal der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung